Von Moritz Seemann

Unterbelichteter Film: Der häufigste Fehler in der analogen Fotografie (und wie du ihn vermeidest)

Unterbelichtete Filme sind der Fehler Nummer 1, den wir im Filmlabor täglich sehen. Viele Fotograf:innen unterschätzen, wie stark Unterbelichtung die Bildqualität beeinflusst. Dabei ist es so einfach, Film richtig zu belichten und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

In diesem Artikel erklären wir dir, warum unterbelichteter Film so problematisch ist, welche typischen Ursachen es gibt und wie du Unterbelichtung in der analogen Fotografie zuverlässig vermeidest.


Warum unterbelichteter Film schlecht ist

Film ist ein analoges Medium, das auf Licht reagiert. Je weniger Licht die Emulsion erreicht, desto weniger Bildinformationen werden gespeichert. Das führt zu mehreren Problemen:

  • Schatten ohne Zeichnung: Unterbelichtete Negative verlieren Struktur in den dunklen Bereichen.

  • Grobes Korn: Beim Scannen oder Pushen müssen wir die fehlenden Informationen verstärken – das Ergebnis ist starkes, störendes Filmkorn.

  • Fahle Farben: Farbfilm wirkt matschig und kraftlos, Hauttöne werden unnatürlich.

  • Flauer Kontrast: Wo eigentlich Dynamik sein sollte, entsteht ein flaches, kraftloses Bild.

👉 Kurz gesagt: Unterbelichteter Film nimmt dir genau das, was analoge Fotografie so einzigartig macht – feine Tonwerte, satte Farben und den typischen Filmlook.


Typische Ursachen für Unterbelichtung

  1. Digitales Denken: Viele übertragen ihre Gewohnheiten aus der Digitalfotografie. Während man digital die Lichter schützt, liebt Film Überbelichtung.

  2. Vertrauen in ungenaue Belichtungsmesser: Alte Kameras messen oft nicht mehr zuverlässig.

  3. Schätzen statt messen: Gerade bei wechselndem Licht entstehen schnell Fehlbelichtungen.

  4. Zu hohe ISO-Angaben: Wer Filme wie Kodak Portra 400 oder Ilford HP5 exakt nach Boxspeed belichtet, riskiert oft schon knappe Belichtung.


Wie man Unterbelichtung vermeidet

Die gute Nachricht: Unterbelichtung ist zu 100 % vermeidbar. Hier unsere wichtigsten Tipps für bessere Negative und Scans:

1. Belichte nach den Schatten

Die wichtigste Regel: Expose for the shadows. Gib den dunklen Bereichen genug Licht, die Lichter verträgt Film problemlos.

2. ISO niedriger einstellen

Stell deinen Portra 400 auf ISO 200–320 oder deinen Ilford HP5 auf ISO 320. Diese halbe bis ganze Blende Extra-Licht macht einen großen Unterschied.

3. Belichtungsmesser oder App nutzen

Ein Handbelichtungsmesser oder Apps wie Lightmate sorgen für konstante Ergebnisse, auch bei wechselnden Lichtverhältnissen.

4. Belichtungsreihen ausprobieren

Mach Testaufnahmen mit +1 Blende. Du wirst sehen, wie viel harmonischer überbelichtete Negative wirken.

5. Vertraue deinem Film

Film hat enorme Toleranz nach oben. Überbelichtung ist fast immer die bessere Wahl als Unterbelichtung.


Fazit: Gib deinem Film Licht

Wenn du deinen Film richtig belichtest, wirst du mit satten Farben, feinem Korn, detailreichen Schatten und harmonischen Scans belohnt. Unterbelichtung dagegen sorgt für enttäuschende Ergebnisse – für dich und fürs Labor.

Darum unser Tipp: Trau dich zu überbelichten. Dein Film liebt Licht.


Checkliste: 5 Tipps gegen Unterbelichtung

  • ISO bewusst niedriger ansetzen (z. B. Portra 400 auf 200)

  • Belichte nach den Schatten, nicht nach den Lichtern

  • Belichtungsmesser oder App verwenden

  • Belichtungsreihen (+1 Blende) ausprobieren

  • Lieber zu hell als zu dunkel belichten


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